Phase 1: Plausibility

Version 1.3 vom 23.08.17

Haben wir es mit einer ernst zu nehmenden Geschäftsidee zu tun?

Das Fundament legen

Phase 1 des Founder’s Playbook legt das Fundament für das geplante Startup. Hier werden Basiskonzepte entwickelt, die den gesamten weiteren Verlauf des Gründungsprojektes beeinflussen. Die Phase dient gleichzeitig als Plausibilitätscheck, denn eine Geschäftsidee hat kaum Erfolgschancen, wenn in dieser Phase keine guten Ergebnisse gefunden werden können.

Die Quellen von Geschäftsideen

Im Idealfall entstehen Geschäftsideen als Reaktion auf reale Kundenbedürfnisse. Bei etablierten Unternehmen ist dies auch der Fall: Sie kennen und verstehen ihre Kunden gut und haben dadurch eine zuverlässige Quelle für erfolgsversprechende neue Angebote.

Im Gegensatz dazu entstehen Startup-Geschäftsideen (die meistens sowieso nur Produktideen sind) oft fernab des Marktes in Lehrveranstaltungen an Hochschulen, in Ideenworkshops oder aus einem Hobby. Damit haben sie – zunächst jedenfalls – oft kaum einen Bezug zur realen Welt.

Aus diesem Grund dient Phase 1 des Playbooks dazu, die Grundanforderungen an eine Geschäftsidee zu entwickeln und auf Plausibilität zu prüfen. Ob die Annahmen, die diesen Anforderungen zugrunde liegen, zutreffen, wird später in Phase 3 Validation untersucht.

Alle Ergebnisse sind Annahmen

Die Lean Startup-Philosophie empfiehlt Gründern, davon auszugehen, dass sie am Anfang nichts über die ihre Kunden wissen. Daraus folgt, dass alle kundenbezogenen Angaben während der Gründungsvorbereitung als Annahmen zu betrachten sind, die sorgfältig geprüft werden müssen.

Dies gilt in besonderem Maße für die Ergebnisse der Phase 1: Fast alles, was Gründer hier aufschreiben, ist zunächst eine ungesicherte Annahme. Bei den meisten Startups ändert sich nahezu alles, was in dieser Phase erarbeitet wird sobald die Gründer anfangen, mit Kunden zu sprechen und Testnutzer das Produkt ausprobieren.

Die Ergebnisse von Phase 1 sind also immer als vorläufig zu betrachten; selbst nach vielen Monaten kehren Gründer zu diesen Themen zurück und passen sie ihren neuen Erkenntnissen an.

Leidenschaft ja – aber für die richtige Sache

Eine der vielen persönlichen Anforderungen an Startup-Gründer ist Leidenschaft. Ein Unternehmen zu gründen und zum Erfolg zu führen erfordert neben vielen anderen Qualitäten Energie, Beharrlichkeit und Konzentration. Gründungsinteressierte, die nur ein durchschnittliches Niveau an Motivation mitbringen, geben erfahrungsgemäß bald wieder auf.

Oft begeistern sich Gründer für ihre Produktidee, auf die sie stolz sind. Ihre emotionale Bindung zu ihrer Idee kann aber so stark sein, dass sie nicht bereit sind, sie den realen Gegebenheiten anzupassen oder – wenn es sein muss – sogar fallen zu lassen. Nathan Furr nennt dies Entrepreneur’s Paradox: Gründer können nur deswegen ein Startup wagen, weil sie einen starken Glauben an ihre Idee haben, aber es ist derselbe starke Glaube, der sie dafür blind macht, dass ihre Idee problematisch sein könnte.

Dies ist eine große Gefahr, denn die Grundlage für ein erfolgreiches Unternehmen ist nicht ein Produkt, in das seine Erfinder verliebt sind, sondern eine Lösung, die einem Kunden hilft.

Darum ist es besser, sich in ein Kundenproblem zu verlieben. Das motiviert die Gründer, sich mit ihrer Zielgruppe intensiv zu beschäftigen, und es gibt ihnen die Freiheit, eine hervorragende Lösung zu entwickeln – ganz gleich wie sie letzten Endes aussieht.

Fall in love with the problem, not the solution, and the rest will follow.

Uri Levine

Auch in diesem Sinne ist Phase 1 ein Plausibilitätscheck, denn es braucht Reife bei den Gründern und eine ernsthafte Gründungsabsicht, um die darin enthaltenen Fragen ausführlich und ergebnisoffen zu beantworten.

Die vier Kapitel von Phase 1

  • 1.1 Customer Need: Welches Kundenbedürfnis will das Startup mit seinem Angebot befriedigen?
  • 1.2 Target Market: Für wen wird das Angebot hauptsächlich entwickelt?
  • 1.3 Solution Concept: Welche Lösung will das Startup anbieten und welchen Kundennutzen soll sie bieten?
  • 1.4 Business Model: Wie will das Startup sein Angebot bereitstellen und dabei Geld verdienen?

Die Kapitel 1.1, 1.2 und 1.3 hängen eng zusammen und sollten gemeinsam bearbeitet werden. Wenn die Annahmen in diesen drei Kapiteln validiert worden sind, ist das sogenannte Problem-Solution-Fit erreicht – der erste große Meilenstein im Leben eines Lean Startups.

Nächste Schritte

Material

PDF-Dateien zu diesem Kapitel für Teilnehmer an unseren Workshops und Seminaren:

  • Phase 1: Plausibility
  • Schablone 1.0.1 Problem-Solution Fit Hypothese

Der Zugriff auf die Dateien erfolgt über die Teilnehmerseite.