Das Gründerteam

Version 1.0 vom 30.07.17 

Das wichtigste Kriterium für Startup-Investoren ist nicht die Geschäftsidee, sondern das Gründerteam. Ein bekanntes Sprichwort sagt, dass ein erstklassiges Team mit einer zweitklassigen Idee erfolgreich wird, während ein zweitklassiges Team mit einer erstklassigen Idee zum Scheitern verurteilt ist.

Dafür gibt es drei Gründe:

  • Die Ansprüche an Startup-Gründer sind enorm hoch.
  • Begabte Gründer mit den erforderlichen Fähigkeiten sind viel seltener zu finden als gute Geschäftsideen.
  • Die Geschäftsidee ändert sich sowieso mehrfach während der Vorbereitungsphase; Dagegen kann ein Mensch nicht innerhalb weniger Monate ein neues Talent oder eine neue Persönlichkeit aneignen.

Zur Qualität des Gründerteams gehört neben den persönlichen Eigenschaften der einzelnen Gründer auch, dass sich ihre Fähigkeiten gut ergänzen. Für die ideale Zusammenstellung eines Gründerteams hat sich in der Startup-Welt ein Modell etabliert, der 2012 von Rei Inamoto vorgeschlagen wurde.

To run an efficient team, you only need three people: A Hipster, a Hacker, and a Hustler.

Rei Inamoto

Drei Aufgaben, drei Rollen

Der Grundgedanke hinter Inamotos Behauptung ist, dass ein Startup im Wesentlichen drei Aufgaben hat, und dass demzufolge drei Rollen im Gründerteam erforderlich sind. Viele Bereiche, die aus großen, etablierten Unternehmen bekannt sind, sind bei Startups entweder (noch) nicht relevant, lassen sich zusammenfassen oder sollten eher von Angestellten besetzt werden.

Die drei Aufgaben, die ein Startup hat, sind, …

  • zu verstehen, was die Zielgruppe braucht und dafür zu sorgen, dass das Produkt ihren Bedürfnissen entspricht,
  • sicherzustellen, dass das Produkt herstellbar ist (und auch hergestellt wird),
  • dafür zu sorgen, dass das Startup mit seinem Produkt Geld verdient.

Diese drei Aufgaben werden auch Desirability (Attraktivität), Feasibility (Machbarkeit), und Viability (Lebensfähigkeit) genannt.

Für jede dieser drei Aufgaben gibt es eine entsprechende Rolle im Gründerteam:

  • Der Hipster ist für die Kundenbedürfnisse und die Attraktivität des Produktes zuständig.
  • Der Hacker ist für die Entstehung des Produktes zuständig.
  • Der Hustler kümmert sich darum, dass das Projekt voranschreitet und ein Erfolg wird.

Das bedeutet nicht, dass ein Gründerteam immer aus drei Personen bestehen muss: Ein Mensch kann auch in zwei Rollen zu Hause sein. Bei einer Zweipersonen-Gründung fällt meistens die Hipster-Rolle mit einer der beiden anderen zusammen; Hacker und Hustler sind fast immer unterschiedliche Menschen.

Der Hipster

Für den Hipster steht der Kunde im Mittelpunkt. Ihm ist es wichtig, die Bedürfnisse seiner Kunden zu verstehen und dafür zu sorgen, dass sie ein Produkt erhalten, das nicht nur ihre Probleme löst, sondern sie auch begeistert.

Es ist der Hipster, der zu den Kunden fährt und mit ihnen Interviews führt. Er sammelt ihre Bedürfnisse und Wünsche und schließt daraus, welche besonderen Merkmale das Produkt soll und welche Kundenvorteile es bieten muss.

Der Hipster funktioniert als Dolmetscher zwischen dem Kunden und dem Hacker: Er übersetzt die Kundenwünsche in eine Sprache, die der Hacker versteht und in Designanforderungen, damit das Produkt einfach und angenehm zu bedienen ist, eine eigene Persönlichkeit hat und ein positives Nutzungserlebnis bietet.

Da der Hipster den Kunden gut versteht, kann er Botschaften formulieren, die beim Kunden wirken. Aus diesem Grund ist er für die Marketing-Kommunikation zuständig, zum Beispiel in Form des Nutzenversprechens und der Werbung.

Der Hacker

Für den Hacker steht das Produkt im Mittelpunkt. Er ist dafür verantwortlich, das Produkt zu entwickeln und dass es den Anforderungen entspricht.

Ein Hacker ist in der Umgangssprache jemand, der eine Lösung schnell bauen kann – oft mit einer innovativen Idee oder mit Hilfe von unkonventionellen Mitteln. (Er hat nichts mit dem Kriminellen zu tun, der in fremde Computersysteme einbricht und dort Unheil anrichtet.)

Der Hacker kann beurteilen, was technisch möglich und was ist nicht, welche Technologie sich dafür am besten eignet und welcher Aufwand für die Verwirklichung erforderlich ist.

Es ist der Hacker, der die eigentlichen Kernressourcen des Startups erstellt – die Erfindungen, Patente und Lösungen, mit denen das Unternehmen Geld verdienen will und die ihm einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber seinen Konkurrenten gibt.

Der Hustler

Für den Hustler stehen der Fortschritt und der Erfolg des Startups im Mittelpunkt. Er ist dafür verantwortlich, dass das Unternehmen profitabel wird und wächst.

„Hustle“ bedeutet umtriebig sein. Demnach ist ein Hustler eigentlich ein Mensch, der viel Energie hat, immer neue Ideen produziert und ständig unterwegs ist, um seine Ziele zu erreichen.

Der Hustler hat das Business-Wissen und kümmert sich um Planung, Strategie, Finanzen und vieles mehr. Er entwickelt das Geschäftsmodell und ist ständig bemüht, es zu verbessern und effizienter zu machen.

Der Hacker und der Hipster können zusammen zwar ein cooles und nützliches Gerät entwickeln, aber es ist der Hustler, der ein lebensfähiges und vielversprechendes Unternehmen darauf aufbauen kann.

Der Hustler muss charismatisch sein und über Sozialkompetenz verfügen. Er pflegt die Beziehungen zu den Investoren und zur Öffentlichkeit und ist derjenige, der Kunden überzeugen und Geschäftspartner gewinnen kann.

Nach innen ist der Hustler die Führungskraft, die das Unternehmen zusammenhält und motiviert, neue Mitarbeiter einstellt und dafür sorgt, dass alle Projekte vorankommen.

Der Hustler kann nicht nur an Kunden das Produkt, sondern auch an Investoren die Vision des Unternehmens verkaufen, er formuliert die Strategie und sorgt dafür, dass sie umgesetzt wird, hat ein wachsames Auge auf die Finanzen und die Erfolgsmetriken, schlichtet im Streitfall trifft schwierige Entscheidungen – zur Not auch alleine.

Fazit

Ein Startup sollte immer von einem Team gegründet werden. Nicht nur, weil die Belastung so hoch ist und die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden muss, sondern auch weil es verschiedenartige Aufgaben gibt, die unterschiedliche Talente erfordern.

Aus diesem Grund spricht das Arbeitsmaterial des Founder’s Playbook seine Leser in der „Ihr“-Form an; Wir gehen davon aus, dass es von einem Team von Gründern bearbeitet und als Diskussionsgrundlage genutzt wird

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